Wie gewohnt etwas spät machen wir uns auf den Weg.
Erst mal bis Dagmarsellen auf die Autobahn. Dann Richtung Entlebuch und hinauf auf den Glaubenberg. Wenig Verkehr und schönstes Wetter machen die Fahrt hinauf zum reinsten Vergnügen. Oben dann ein Kaffee, aber keine Aussicht. Aus Obwalden steigt Nebel auf. Doch kaum sind wir unterwegs Richtung Talboden bessert sich die Sicht und kurz darauf hat die Sonne den Nebel aufgelöst. So fahren wir unter heiterem Himmel über den Brünig Richtung Grimsel. An der Tankstelle gibt es Benzin für die Moto-Guzzi und Glace für BaBe (die Beste aller Beifahrerinnen). Dieses geniesst sie auf der Weiterfahrt hinauf auf die Grimsel, wo wir natürlich eine kleine Pause einlegen.
Das Spätsommerwetter hat weniger Leute hier hinauf gelockt als erwartet. Entsprechend geht es auch ziemlich ungestört hinunter nach Gletsch und gleich wieder rauf. Diesmal auf due Furka, die wir ohne Halt überfahren. Wir streben direkt weiter zu unserem nächsten Zwischenziel. Von dort kommt uns erstaunlich viel Verkehr entgegen, nur hinauf sind wir fast die einzigen. Oben auf dem Pass zieht es. Und wie. So verlassen wir den Gotthard schnell wieder und fahren gemütlich die Tremola hinab. Mit dem Gespann ziemlich amüsant. Von Airolo aus ist es dann nicht mehr weit die Leventina runter bis Faido. Die nordwärts schleichende Autokolonne auf der benachbarten Autobahn erklärt dabei noch den Gegenverkehr am Gotthard. In Faido machen wir dann Pause. Und zwar die ganze Nacht.
Während die gestrige Fahrt noch mittels Bio-Navi erledigt wurde, soll uns heute das elektronische den Weg weisen. Es leitet uns Richtung Locarno und von dort den Lago Maggiore entlang. Die Strasse ist zwar kurvenreich, aber der vielen Ortschaften wegen eher gemütlich zu befahren. Natürlich legen wir den einen oder anderen Halt ein. Kurz vor Ende des Sees gibt das Navi den Geist auf. Akku leer und anscheinend keine Stromversorgung von der Guzzi her. Zu dumm, denn von hier aus den Weg Richtung Mailand zu finden, ist nicht gerade ein Vergnügen, sofern man nicht die Autobahn nehmen will. Was wir nach einer Weile tun, da die Strassenschilder leider keine wirkliche Hilfe sind. In Mailand fahren wir noch ungewollt eine Ehrenrunde, bevor wir die Strasse finden, die uns weiter Richtung Süd-Osten bringen soll. In Crema versuchen wir, ein Hotel zu finden, lassen uns aber von den jeweils 4 Sternen abschrecken. Ein Schild entlang der Hauptstrasse führt uns weg von dieser, aber nicht zu einem Hotel. Geschäftsaufgabe. So landen wir schliesslich in Cremona. In einem 4-Sterne-Haus. Und zu einem herrlichen Znacht draussen in der lauen Sommernacht.
Weiter geht es in der gestern eingeschlagenen Richtung. Über Mantova,
Ferrara und Ravenna gelangen wir schliesslich nach Rimini, wo wir als erstes einen Moto-Guzzi-Händler aufsuchen. Wir werden von einem Einheimischen in bestem Baseldeutsch bedient. Geboren und aufgewachsen im Kleinbasel, wie er uns sagt. Und sein Mechaniker findet den Fehler in der Elektrik schnell und fixiert auch das beinah
rausgefallene Sattelschloss. Das dauert zwar ein wenig, aber schlussendlich sind wir stromversorgtem Navi und festsitzendem Sattel unterwegs hinauf auf den Monte Titano und somit Italien verlassen. Hier sind wir nun im Kleinstaat San Marino. Sehr empfehlenswert.
Heute bleibt das Gespann auf dem Parkplatz. San Marino muss unbedingt erkundet werden, was aufgrund der Topographie besser zu Fuss geschieht. Treppen gehören nicht zu den Stärken der Guzzi. Statt vieler Worte hier ein paar visuelle Eindrücke;
Wir verlassen San Marino Richtung Rimini. Kurz vor demselben biegen wir rechts ab, um dem Stadtverkehr auszuweichen. Von nun an geht’s Richtung Süden. Und Richtung Meer. BaBe will das Meer sehen. Von nahe. Unser erster Halt ist aber noch etwas landeinwärts. Erst der zweite findet dann direkt am Meer statt. Die meisten Lokale am Strand haben die Saison schon beendet. Trotzdem können wir einem der letzten noch offenen Strandcafés den Blick aufs Meer und eine leichte Brise geniessen. Danach immer weiter südwärts. Teilweise direkt am Meer, meist aber von diesem durch die Bahnlinie getrennt. Kurz nach Ancona dann ein Halt im wunderschönen Sirolo. Hoch über dem Meer gelegen beschert es uns nebst Erfrischungen einen herrlichen Ausblick auf das Meer und die Sandstrände am Fusse
des Hügels. Eis, Cola und Padiane schmecken vorzüglich, sodass die darauf folgende Strecke etwas von ihrer anstrengenden Art verliert. Die vielen Ortschaften und der Feierabendverkehr machen ein zügiges Vorankommen unmöglich. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir schliesslich Giulinova. Nur wenige Schritte von der Strandpromenade entfernt finden wir ein (offenes) Hotel. Abendessen dann an der Promenade im Dunkel der Nacht.
Das mit dem Meer hätten wir also hinter uns. Nun folgt das Land bzw. Die Berge. Richtung Südwest geht es schon kurz ausserhalb Giulianovas bergauf. Unzählige Kurven, ein stetes Auf und Ab (mit mehr Auf) und immer wieder eine fantastische Sicht auf die Berge oder zurück aufs Meer. Über den Colle Maggio gelangen wir nach Penne, wo dringend Erfrischungen eingenommen werden müssen. Der Pause folgt eine beschwingte Fahrt hinauf zum Vado di Sole und weiter nach Castel del Monte.
Hier ist wieder Pause angesagt. Und eine kleine Stadtbesichtigung. Enge Gassen und viele Treppen prägen den hübschen Ort. Die Getränke anschliessend sind somit doppelt verdienst. Während der Pause suchen wir auf der Landkarte einen Ort zum Übernachten. Wir entscheiden uns für den Lago di Campotosto. Diesen erreichen wir unter anderem über eine Strasse, die das Navi erstens nicht anbietet und zweitens als wie im Industriegebiet liegend anzeigt. Die sehr gute Strasse im Nirgendwo des Passo
delle Capanelle lässt mich auf Militär schliessen. Davon sehen wir zwar nichts, aber dafür frei weidende Schafe, Pferde und sogar schwarze Schweine. In Campotosto finden wir zwar kein Hotel direkt am See, aber ein Schild, das uns zum nächstgelegenen Ort mit Hotel leitet. Ein ca. 60-jähriges Haus, gut im Schuss und sicher noch mit der ursprünglichen Telefonanlage.
Ein kurzer Spaziergang durch den kleinen Ort und danach Ravioli gefolgt von Fisch aus dem See runden den Tag ab.
Später als vorgesehen aufgestanden und trotzdem recht früh wieder auf der Strasse. Die allgemeine Richtung ist nun Nord. Durch herrliche Berglandschaften fahren wir
über die Forca Canapine, einem Alpenpass nicht unähnlich.
Auf der anderen Seite ein weiteres Hochtal, trocken und öde, fast wie in Wildwestfilmen. Sogar Pferde weiden hier. Nur die Gleitschirme am Himmel passen nicht ganz in den Wilden Westen. Runter geht es bis Visso und schon kurz nach demselben wieder rauf über Cuppi und Fiastra nach Bolognola. Hier finden wir zwar kein Lokal, um etwas zu trinken, dafür aber einen kleinen Laden, wo wir uns mit Wasser, Brot und Wurst eindecken. Gleich vor dem Laden wird alles verzehrt. Gleich nach diesem Zvieri geht es wieder hoch hinauf. Über die Baumgrenze, wo nur noch Schafe auf kargen Wiesen zu sehen sind. Die umliegende Bergwelt aber weiterhin eine Pracht. Hinunter geht es etwas gemütlicher, da die Strasse sehr steil ist und die engen Kurven in sehr kurzer Folge ein schnelles Vorankommen verunmöglichen. Die Weiterfahrt unten scheint da eher langweilig, inklusive Schnellstrasse, aber immerhin
landen wir im pittoresken Piôraco inmitten einer Schlucht. Ein Motorradfahrer führt uns zum einzigen Hotel, das knapp ausserhalb etwas versteckt liegt.
Wir verlassen Piòraco Richtung Westen, um später rechts abzubiegen. Es lockt eine schöne Strecke über einen kleinen Pass. Und die Information der Strassenkarte passt. Einfach herrlich; fürs Auge wie das Fahren. Dann geht es hinauf nach Poggio San Romualdo, was uns eine berauschende Bergfahrt beschert mit zusätzlich noch
herrlichem Blick ins Tal und die umliegenden Berge. Auf der Fahrt nach unten ist es dann vorbei mit der Herrlichkeit. Zwar sind Wetter, Landschaft und Strassen noch immer erfreulich, nicht aber die Guzzi. Mit gerissenem Kupplungskabel bleiben wir im Nirgendwo liegen. Erst nach geschlagenen vier Stunden kommt schliesslich das
Pannenfahrzeug. Wir werden nach Fabriano gebracht, wo in einer Autowerkstatt versucht wird, das Übel zu beheben. Leider ohne Erfolg. Also sind wir gezwungen, zwei Nächte hier zu bleiben und am Montag den Fall einer Motorradwerkstatt zu überlassen. Am späten Samstag Nachmittag ist die nämlich schon geschlossen. Die Crew der Autowerkstatt besorgt uns ein Hotel, von dem aus wir später ein erstes Mal die schöne Altstadt aufsuchen. Und zum Trost zu einem wunderbaren Nachtessen kommen.
Als Gestrandete bleibt uns nichts anderes übrig, als den Tag mit Stadtrundgang etc. zu verbringen. Leider begleitet von Regen. Viel Regen. Starkem Regen. Und der
Ungewissheit, wie es morgen weiter gehen würde. Vom Wetter wissen wir, dass es noch einen weiteren Tag schlecht bleiben wird.
Früh aufgestanden. Zu früh für Ferien eigentlich. Aber ich muss rechtzeitig bereit sein, um mich um die Guzzi kümmern. Was auch ziemlich gut gelingt. Nicht mir natürlich sondern dem Mechaniker der Motorradwerkstatt, die offensichtlich geeigneter ist als die Autowerkstatt. Zwar muss ich trotz Termin eine halbe Stunde warten bis es los geht, aber dann ist nach einer weiteren halben Stunde alles paletti. Also zurück zum Hotel, ausgecheckt, BaBe aufgeladen und ab durch die Mitte. Wir haben ja noch das Eine oder Andere vor. Und entgegen der Vorhersage scheint die Sonne. So fahren wir beglückt Richtung Nordwest. Nach einigen Neben- und Hauptstrassen sogar auf der Autobahn, um etwas Strecke zu machen. Da machen sich dann auch dunkle Wolken an den Berghängen des Apennin bemerkbar. Die Gipfel eingehüllt in Nebel und oder Wolken. Also nix mit Pässe fahren. Wir bleiben auf der Autobahn. Während der Tankpause setzt leichter Regen ein, aber BaBe will auf des Verdeck verzichten. Also weiter ohne. Und schon bald schlagen die Wolken zu. Sintflutartige Regenfälle begleiten uns über längere Zeit auf der Fahrt Richtung Cesena. Jeder Tunnel ist willkommen. Die Gischt der Lastwagen, die wir überholen, beschert uns zusätzliche Duschen. Der Anti-Verdeck-Entscheid recht schnell bereut. Aber Anhalten liegt nicht drin. Erst in der grossen Ebene lässt der Regen nach und hört auf der Weiterfahrt auf der Bezahlautobahn dann sogar auf. So fahren wir Mailand zu und von dort nach Norden zum Comer-See. Der Regen fordert im Nachhinein noch seinen Tribut. Die Guzzi beginnt, da und dort zu stottern. Zündaussetzer, zumindest auf einem Zylinder. Aber wir schaffen es bis Lecco ohne grosse Probleme und bleiben da für die Nacht. Die Guzzi zum Trocknen in der Garage.
Eher spät verlassen wir Lecco. Die Guzzi scheint wieder recht gut zu laufen, wenn auch nicht perfekt. Wir wollen über den Splügenpass, was uns aber verwehrt bleibt. Zwei Tage lang tagsüber gesperrt wegen Brückenbau oder so. Also etwas zurück und ab Richtung Maloja, Alles inklusive Pause läuft bestens. Erst als die Passstrasse ihrer Bezeichnung so richtig Ehre macht, will die Guzzi nicht mehr. Nur noch ein Zylinder scheint Zündung zu haben und kann den Berg natürlich nicht alleine bewältigen. Schon wieder Pannendienst? Lieber nicht. Mit Kontaktspray wird so ziemlich allem zu Leibe gerückt, was irgendwie elektrisch aussieht. Dazu einige Steckverbindungen ausgeblasen. Und sieh an, die Guzzi mag wieder. Ohne weiteres Ruckeln und Zuckeln kommen wir über die Maloja, den Engadiner Seen entlang und hinauf und über den Julierpass. Die Maschine scheint besser zu laufen als je zuvor, zumindest besser als die letzten Tage. Über Tiefencastel halten wir uns Richtung Bonaduz. Die Motorrad-
Weltenbummler, die uns fotografieren verewigen wir auch in unseren Kameras. In Bonaduz verlassen wir die Hauptstrasse und fahren hinauf bzw. Hinein in die Surselva. Nicht mehr weit und wir erreichen nach ereignisreicher Fahrt unser Tagesziel, das Hotel Casa Tödi in Trun. Wissend, dass wir wie immer hier mit bester Kost verwöhnt werden würden, was denn auch geschieht.
Der Himmel bzw. die Bergflanken sind noch ziemlich verhangen. Die Wetteraussichten aber nicht schlecht an sich. Also fahren wir das Rheintal weiter hinauf. Bis auf die
Oberalp. Hier Nebel, nichts als Nebel. Entsprechend bleiben wir nur eine Zigarette lang. Weiter Richtung Andermatt. Ein paar wenige Hundert Meter von der Passhöhe entfernt schlagartig Ende Nebel. Na also, so kann’s bleiben. Was es denn auch tut. Durch die Schöllenenschlucht, hinauf zur Göschener Alp,
zurück ins Reusstal, hinauf auf den Susten, darüber hinweg und bis auf den Brünigpass. Der Blick von dort Richtung Obwalden zeigt, dass hier Ende Sonne ist. Macht nichts. Wir hatten mehr als erwartet. Und erst noch die wunderbare Göschener Alp geniessen können. Mehr muss nicht sein. Also ab auf die Autostrasse und Autobahn und weiter und weiter bis nach Basel, wo die Sonne wieder scheint.